KitzAlpBike – Marathon – TM (2 Tiroler Meister!)

KitzAlpBike – Marathon – TM (2 Tiroler Meister!)

Ich denke jeder kennt das Bild von dem weinenden Kind mit einem aufgeschlagenem Knie und der Mutter, welche eine Moralpredigt hält:” Du musst eben das Hirn einschalten!”
“Das Hirn einschalten”, denk ich mir dann immer,” ist ja grundsätzlich keine schlechte Idee, aber als Mountainbiker ist es oft einmal besser, wenn man es abgeschaltet lässt.” Warum? Das erfuhren Martin und ich (Philip) beim 20. KitzAlpBike Marathon, welcher vergangenen Samstag über die Bühne ging.

Es erwartete uns wieder eine Strecke, die jeden gesunden Menschenverstand zum Kopfschütteln bringt: 90km mit gut 3.800hm, Steigungen, die teilweise selbst die Creme de la Creme zum Fußmarsch zwang und Abfahrten, welche höchste Konzentration und eine versierte Fahrtechnik voraussetzten. Und dennoch standen wir beide vollerEuphorie um 8:00 Uhr am Start und waren bereit diese Tortur in Angriff zu nehmen.

Die Startphase verlief ziemlich ruhig und die ersten flachen Kilometer konnten ideal genutzt werden, um den Motor langsam auf Betriebstemperatur zu bringen. Doch am Fuße des ersten Anstiegs, schlug die Stimmung schlagartig um und das Tempo wurde stark forciert. Wir versuchten mitzugehen, Martin bekam aber Krämpfe und musste etwas reißen lassen. Ich konnte zwar ein paar Höhenmeter an dem Hinterrad der Ersten bleiben, merkte aber schnell, dass ich zurückstellen muss, sofern ich das Ziel “lebendiger” erreichen möchte. Zum Glück ließen die Krämpfe von Martin im Laufe des Anstieges nach und er konnte sich etwas steigern. Kurz bevor wir die Choralpe und somit das Ende der ersten Steigung erreicht hatten, wurde es noch einmal so richtig böse. Man musste schnurstracks gerade die Skipiste hinauf, wobei diese Passage von der Mehrheit des Teilnehmerfelds schiebend bewältigt wurde. Da hieraber die Stimmung durch die unzähligen Zuschauern derartig motivierend war, konnten wir diesen Abschnitt trotzdem im Sattel bewältigen.

Nachdem der erste harte Brocken geschafft war, folgte eine rasante Abfahrt in Richtung Tal. Dort erwartete uns aber die nächste Herausforderung, in Form eines 800hm langen Anstiegs hinauf zur Ochsalm. Ich versuchte am Hinterrad von Martin zu bleiben, doch er drückte für mich etwas zu stark aufs Pedal und so wurde der Abstand zwischen uns immer ein wenig größer. Doch ich überriss auch im selben Moment, dass man auf diesem Kurs sein eigenes Tempo fahren muss und probierte so gut es ging, nicht auf die anderen zu achten. Aber auch als diese Hürde gemeistert wurde, blieb keine Zeit zum Erholen, denn der berüchtigte Fleckalm Trail verlangte so einiges ab.

Wie unschwer zu erraten ist, ging es anschließend sofort wieder richtig steil bergauf, diesmal zum Hahnenkamm. Die Kurbelumdrehungen wurden allmählich immerschmerzhafter und man hörte wieder die Stimme der Mutter:” Hirn einschalten!” – “Jetzt gerade eine ganz schlechte Idee”, dachte ich mir. In manchen Situationen ist die Vernunft eben nicht ganz so förderlich und so ging die Reise weiter, mit dem Hirn im “stand-by Modus”. Das Feld hat sich inzwischen weit auseinander gezogen und so fuhr jeder nur mehr für sich. Man war allein, allein mit den demoralisierenden Anstiegen und dem härtesten Gegner,
den man sich vorstellen kann: sich selbst!

Schließlich war dann auch der Hahnenkamm überstanden und wir hatten bereits schon an die 3000hm in den Beinen. Zum Schluss mussten wir ein weiteres Mal die 800hm zur Ochsalm hinauf. Mit dem Gehirn im “Ruhemodus” und von Sturheit angetrieben biss man auf den letzten Höhenmeter noch mal richtig die Zähne zusammen und holte alles aus sich heraus.

In der finalen Abfahrt zurück nach Kirchberg riskierten wir beide nichts mehr und konnten heil das Ziel erreichen.
Unterm Strich wurde Martin gewaltiger 4. in der Overall- Wertung und konnte sich zum Tiroler Meister in der Elite küren. Wenn man bedenkt, dass er vor kurzen verletzungsbedingt mit dem Training etwas aussetzen musste, ist das eine noch bemerkenswertere Leistung.
Meine Wenigkeit kam 5 Minuten hinter Martin ins Ziel, wodurch ich gesamt 5. wurde und in der U23- Wertung Tiroler Meister.

Voll zufrieden konnten wir die Heimreise wieder antreten, doch unser Hirn müssen wir noch kurz ausgeschalten lassen, wenigstens, bis wir uns für das nächste Rennen angemeldet haben – die Salzkammergut Trophy in Bad Goisern.

 

 

Bericht: Philip Handl – Danke!!

 

 

Ergebnisse KitzAlpBike Marathon, 27.06.2015:

# 150627_Ergebnisse KitzAlpBike Marathon Overall

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